Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

88 3 Grundlagen der empirischen Messung verhaltenswissenschaftlicher Determinanten Unter einem Konstrukt wird ein abstraktes Phänomen verstanden, welches sich nicht beobachten lässt. 570 Man spricht daher auch von latenten Variablen bzw. Faktoren. 571 Es wurde bereits direkt zu Beginn dieser Arbeit angedeutet, dass sich Konstrukte nicht direkt messen lassen. 572 Dies bringt einige Besonderheiten für den empirischen Teil dieser Arbeit mit sich, welche die folgenden Ausführungen aufzeigen. Da Konstrukte eine sehr hohe Komplexität aufweisen, kommt diese Arbeit wie alle anderen ähnlichen Untersuchungen nicht umhin, sich mit Proble- men der Messung auseinanderzusetzen. 573 Es erscheint sinnvoll, diese besonderen Anfordernisse vor der eigentlichen Modellbildung zu erläutern, denn sie betreffen die theoretischen Ausführungen im vierten Kapitel und dienen zum besseren Ver- ständnis der Vorgehensweise in dieser Arbeit. 574 Um Konstrukte zu messen, ist eine Operationalisierung mittels eines Messmodells nötig. 575 Ein Messmodell stellt eine Verbindung zwischen dem nicht beobachtba- ren Konstrukt und beobachtbaren (manifesten), also direkt messbaren Items her. 576 Ein Messmodell ist das Resultat folgender Vorgehensweise: Der erste Schritt er- fordert eine trennscharfe, theoriegeleitete Definition des Konstrukts. 577 Eine klare und eindeutige Definition der zu untersuchenden Konstrukte stellt das Fundament jeder empirischen Untersuchung dar. 578 Hierbei gilt es, durch die ausführliche Auswertung der relevanten Literatur zu analysieren, welche theoretischen Aspekte und Dimensionen das Konstrukt beinhaltet. 579 Aufgrund dieser Beschreibung wird 570 Vgl. Albers/Götz (2006), S. 669; *ießing (2006), S. 33; Riekeberg (2002 a), S. 805; Freter (1980 b), S. 455. 571 Vgl. Buch (2007), S. 4; Jahn (2007), S. 2; Ringle (2004 b), S. 8; Riekeberg (2002 a), S. 805; Homburg (2000), S. 72; Homburg/Giering (1996), S. 6; Homburg/Baumgartner (1995 a), S. 163; Benz (1990), S. 241. Im Folgenden werden somit die Begriffe Kon- strukt, latente Variable und Faktor synonym verwendet. 572 Vgl. Huber u. a. (2007), S. 1. 573 Vgl. Krafft (2007), S. 12. 574 Vgl. Zinnbauer/Eberl (2005), S. 571. 575 Vgl. Schneider/Kornmeier (2006), S. 130; Zinnbauer/Eberl (2004), S. 2; Ander- son/Gerbing (1982), S. 453. 576 Items werden auch als Indikatoren bezeichnet; vgl. Albers/Hildebrandt (2006), S. 5. Beide Begriffe werden in dieser Arbeit synonym verwendet. 577 Vgl. Buch (2007), S. 5; Huber u. a. (2007), S. 22; Huber u. a. (2005), S. 19. 578 Vgl. Festge (2006), S. 64; Herrmann/Huber/Kressmann (2006), S. 46; Hilde- brandt/Temme (2006), S. 619; Homburg/Klarmann (2006), S. 732. 579 Vgl. Buch (2007), S. 5; Huber u. a. (2007), S. 22; Albers/Hildebrandt (2006), S. 10; Giere/Wirtz/Schilke (2006), S. 681; Hildebrandt/Temme (2006), S. 619; Huber u. a. (2005), S. 24; Reinecke (2005), S. 100.

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