Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

60 2 Spenderbindung als Strategie für das Marketing von Nonprofit-Organisationen Leistungen mit sich. 374 Ökonomisch gesehen wirkt sich die wachsende Kluft zwi- schen Arm und Reich – bzw. der schwindende Anteil der Mittelschicht – auf den Bedarf an Nonprofit-Leistungen aus. 375 Die dadurch vermehrt auftretenden sozia- len Anliegen, wie beispielsweise die Bekämpfung von Arbeits- und Obdachlosig- keit erfordern mehr Leistungen von NPOs. 376 Gleichzeitig führen geänderte Werte der Bevölkerung (z. B. hinsichtlich Umweltschutz) ebenfalls zum Bedeutungszu- wachs von NPOs. 377 Auch die gestiegene Bedeutung der Freizeit sowie die wach- sende Anzahl berufstätiger Frauen fördern die Unentbehrlichkeit der NPOs in den Bereichen Kultur, Erziehung, Betreuung etc. 378 Weiterhin gilt es zunehmend, auch globale Herausforderungen und Probleme zu lösen. Hierbei spielen NPOs eine an Bedeutung gewinnende Rolle, denn Regie- rungen und Staaten haben hier nur begrenzte Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten. Z. B. können weder die Klimaerwärmung noch die Überfischung der Weltmeere ebenso wenig im nationalstaatlichen Alleingang gelöst werden wie etwa auch die Flüchtlingsproblematik. 379 Nicht zuletzt hat auch die bereits angesprochene Wirtschafts- und Finanzkrise nicht nur einen Einfluss auf das Spendeverhalten, sondern auch auf das Ausmaß der Missstände und die Problembereiche, die NPOs überwinden wollen. 380 Bei- spielsweise sind viele Entwicklungsländer nicht in der Lage, der Krise entgegen- zuwirken, sodass diese sich dort stärker als in hoch entwickelten Ländern bemerk- bar macht. Die Weltbank rechnet damit, dass infolge dieser Krise in letzter Konse- quenz ca. 200.000 bis 400.000 Kinder zusätzlich sterben werden. 381 In Anbetracht dieser vier unterschiedlichen Entwicklungstendenzen auf dem deut- schen Spendenmarkt lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die generelle Mittelknappheit die NPOs zwingt, mit entsprechenden finanziellen Einschränkun- gen eine zunehmende Aufgabenvielfalt abzudecken. Der finanzielle Druck und der 374 Vgl. Arbuthnot/Horne (1997), S. 66. 375 Vgl. Sargeant (2009), S. 29; Bruhn (2006 b), S. 96; Bruhn (2005), S. 30; Pleil (2005), S. 6; Brinckerhoff (2000), S. 23. 376 Vgl. Heidbüchel (2000), S. 1. 377 Vgl. Bruhn (2005), S. 30. 378 Vgl. Bruhn (2006 b), S. 96; Bruhn (2005), S. 29 f. 379 Vgl. Redelfs (2005), S. 250. 380 Vgl. Conway Dato-on/Joyce/Manolis (2006), S. 320. 381 Vgl. Scherle (2009), o. S.

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