Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

2.1 Bezugsrahmen der Untersuchung 55 kurrierenden NPOs ermöglichen lässt, was jedoch nicht im Sinne der Wohlfahrt der Gesellschaft ist, da sämtliche Zwecke einen Beitrag zu ihrer positiven Ent- wicklung leisten. 323 Da die anderen NPOs sich aber in gleichen Situationen befin- den, führt ein solches Verhalten zu einer Aufblähung des Fundraisingsbudgets, ohne dass einzelne NPOs letztlich entscheidende Mehreinahmen verbuchen kön- nen. 324 Insbesondere die in der Praxis übliche Handhabung, Spenderlisten anderen Organisationen weiterzugeben, steigert den Wettbewerb um diese Spender und trägt nicht dazu bei, den Spendenmarkt insgesamt zu erweitern. 325 Daher stellen Responsequoten auf Mailings, die bei 1 % liegen, im Neuspender-Geschäft keine Seltenheit dar. 326 2.1.3.3 Verändertes Spenderverhalten Ähnlich wie bei der Anzahl der Spenden sammelnden Organisationen lässt sich auch das Spenderverhalten in monetären Größen nur schwer erfassen. 327 Es exis- tieren keine gesicherten Kenntnisse oder gar eine lückenlose Aufstellung über das gesamte Spendenaufkommen in Deutschland. 328 Es besteht einerseits keine Pflicht zur Offenlegung entsprechender Zahlen. 329 Andererseits zeigen nicht alle NPOs die Bereitschaft, öffentliche Aussagen über ihr Spendenvolumen zu machen. 330 Anders als in den USA, wo die jährlich erscheinende Statistik „Giving USA“ de- tailliert über den Spendenmarkt informiert, gibt es in Deutschland keine zentrale Datenerhebung, 331 sondern lediglich Schätzungen hinsichtlich des Spendenvolu- mens, die sich durch eine weitgehende Intransparenz hinsichtlich ihres Zustande- kommens kennzeichnen, veraltet sind und teilweise zu widersprüchlichen Ergeb- 323 Vgl. Bennett/Ali-Choudhury (2009), S. 162; Heidbüchel (2000), S. 10; Urselmann (2000), S. 12; Eggert (1999), S. 13; Jessen (1998), S. 145; Drucker (1990), S. 69. Im 1. Experteninterview (vgl. Anhang 10) äußerte sich Prof. Dr. Urselmann folgendermaßen über diesen Sachverhalt: „NPOs tun sich schwer, neue Spender zu gewinnen.“ 324 Vgl. Peter (1999), S. 2; Slywotzky/Shapiro (1994), S. 90. 325 Vgl. Bennett/Ali-Choudhury (2009), S. 164; Jessen (1998), S. 145. 326 Vgl. Daberstiel (2009), S. 15. 327 Vgl. Heister (1994), S. 8. 328 Vgl. Priller/Zimmer (2001), S. 11; Urselmann (1998), S. 133; Schneider (1995), S. 623. 329 Vgl. Schumacher/Salz (2008), S. 66; Thielicke (2008), o. S.; Priddat (2006), S. 13. 330 Vgl. Thielicke (2008), o. S.; Heister (1994), S. 8 f. 331 Genaue Angaben liegen nur über das steuerlich geltend gemachte Spendenaufkommen vor, dessen Daten im Drei-Jahres-Rhythmus über die Körperschafts- und Einkommens- statistiken erhoben werden. Die Dunkelziffer der steuerlich nicht geltend gemachten Spendenbeträge ist jedoch aufgrund der vielfältigen Spendenaktionen und „Klingelbeu- telsammlungen“ sehr hoch; vgl. Urselmann (2008), S. 82; Urselmann (2007), S. 25 f.; Heidbüchel (2000), S. 10.

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