Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

2.1 Bezugsrahmen der Untersuchung 57 dies eine Rekordspendensumme ermöglicht. Die drei größten Anteile der Tsuna- mi-Spenden gingen an das Deutsche Rote Kreuz mit 127 Millionen Euro, UNICEF mit 89,4 Millionen Euro und Caritas International mit 50 Millionen Eu- ro. 341 Neben dem Spendenvolumen stagniert auch die Spenderquote, d. h. der prozentua- le Anteil an Spendern unter der Bevölkerung; diese liegt seit vielen Jahren bei ca. 40 %. 342 Während Deutschland den größten Anteil der öffentlichen Finanzierung in Europa aufweist, ist diese Spenderquote im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr gering. 343 Trotz der Kürzungen der staatlichen Zuschüsse überlässt die Mehrheit der Bevölkerung es nach wie vor der Politik, sich um gesellschaftli- che Aufgaben zu kümmern. 344 Dies steht im Gegensatz zu der Tatsache, dass es in Deutschland nie zuvor so viele wohlhabende Menschen wie heute und noch zu keinem Zeitpunkt so viele kinderlose Paare gab. 345 Die Kombination aus der Ver- ringerung der öffentlichen Mittel, dem Trend der stagnierenden Spendenquote und der stetig wachsenden Zahl von Spenden sammelnden NPOs führt zu dem bereits angesprochenen Verdrängungswettbewerb, welcher den NPOs finanzielle Schwie- rigkeiten bereitet. 346 Auch die seit Ende 2008 andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise und die bereits angesprochene Rezession, die im April 2009 einsetzte, beeinflussen den Spen- denmarkt und das Spenderverhalten negativ. Aufgrund der Unsicherheit über ihre zukünftige Einkommenssituation weisen Spender ein zurückhaltendes Spenden- verhalten auf. 347 Neben diesen Entwicklungen der Spendenhöhe bzw. des Spendenaufkommens gibt es auch Trends, welche die Haltung der Spender in Bezug auf die NPO und damit die Spendenbereitschaft betreffen. Spender haben gestiegene Ansprüche an 341 Vgl. Urselmann/Wodziczko (2007), S. 44. 342 Vgl. T*S Infratest (2009), S. 3; Wilke (2008 a), S. 5; Anheier u. a. (2007), S. 36. Die Basis bildet die deutsche Bevölkerung ab 14 Jahren. 343 Vgl. Priller/Zimmer (2008 b), S. 75 ff.; Urselmann (2008), S. 86; Anheier u. a. (2007), S. 37; Fabisch (2006), S. 13 f.; Bruhn (2005), S. 76; Priller/Sommerfeld (2005), S. 3. 344 Vgl. Haibach (2008), S. 92; Fabisch (2006), S. 12. 345 Vgl. Mefffert (2004), S. 3. 346 Vgl. Anheier u. a. (2007), S. 35; Urselmann (2007), S. 29; Shelley/Polonsky (2002), S. 19. 347 Vgl. Daberstiel (2008), S. 24 f. Vgl. zum Spenderverhalten in Krisen allgemein Hohn (2001), S. 2; Urselmann (1998), S. 1; Pharoah/Tanner (1997), S. 439; Heister (1995), S. 302.

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