Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

5.3 Empirische Befunde 275 rufen können. 1625 Außerdem machen andere Spender aufgrund eines sozial er- wünschten Antwortverhaltens möglicherweise zu positive Aussagen. 1626 (2) Involvement als rein indirekte Determinante Das Involvement stellt laut den Ergebnissen der Untersuchung keine direkte De- terminante der Spenderbindung dar. Eine theoretische Erklärung für diesen Sach- verhalt könnte darin liegen, dass NPOs und das Thema Spenden extremere Aus- prägungen des Involvement hervorruft als in Konsumsituationen, bei denen eher moderate Ausprägungen im Mittelbereich vorliegen. 1627 Involvement hat hier eine eher bipolare Ausprägung: Entweder zeigen Menschen ein extrem hohes Involvement für die Organisation und sind dann bereit, sich emotional dafür zu engagieren und finanzielle Unterstützung zu leisten oder sie zeigen überhaupt kein Involvement für die Organisation und ihren Tätigkeitsbereich, sodass sie es nie in Betracht ziehen würden zu spenden. 1628 Involvement stellt somit eine Grundvoraussetzung des Spendens dar, die für die Spenderbindung keine direkte, sondern nur eine indirekte Bedeutung hat. 1629 Dies liegt daran, dass Involvement eventuell keine mit Commitment, Zufriedenheit und Vertrauen gleichrangige Grö- ße darstellt. 1630 Da die Untersuchung sich auf Probanden fokussierte, die größtenteils aktive Spender einer NPO bzw. vereinzelt auch ehemalige Spender einer NPO darstel- len, kann man davon ausgehen, dass diese ein sehr hohes Involvement für die NPO aufweisen. Involvement dient aufgrund dieses vermuteten bipolaren Cha- 1625 Vgl. Wilhelm (2007), S. 67; de Wulf/Odekerken-Schröder/van Kenhove (2003), S. 246. 1626 Vgl. Wilhelm (2007), S. 67. 1627 Vgl. Rothschild (1979), S. 13. 1628 Vgl. Rothschild (1979), S. 13 f. Im 2. Experteninterview wurde die Aussage getroffen, dass Involvement eine Grundgestimmtheit sei; vgl. Anhang 12. 1629 Dies wurde im 2. Experteninterview (vgl. Anhang 12) folgendermaßen erläutert: „Das Involvement ist die Grundhaltung, die meines Erachtens die Basis für den Einfluss der Zufriedenheit, des Vertrauens und des Commitment ist.“ 1630 Ein Fundraising-Experte (vgl. Anhang 12) erklärte dies folgendermaßen: „Das ist ein hermeneutisches Problem. Meine Hypothese ist, dass Commitment, Vertrauen und Zu- friedenheit auf einer anderen Ebene liegen als Involvement. Das ist psychologisch etwas anderes. Wenn ich ein Involvement mit einem Thema habe, dann hab ich ein anderes Commitment und mir verschafft es eine andere Zufriedenheit, wenn ich mich in dem Be- reich engagiere. Man kann sie nicht als gleichrangige Faktoren nebeneinander stellen.“ Weiterhin fügte er hinzu: „Wir spielen das mal durch, wie das zwischen Ihnen und der Organisation X ist: Da spielt Vertrauen eine Rolle, da spielt Commitment eine Rolle und Zufriedenheit. Aber die Grundhaltung, ob die Ihnen sympathisch ist, dass ist einfach eine andere Klasse.“

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