Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

152 4 Theoretische Analyse der Spenderbindung transparenz und Komplexität auszeichnet. 947 Je höher das wahrgenommene Risiko ausfällt, desto mehr Vertrauen bedarf es für die Handlung. 948 Es bewirkt, dass man sich in einer riskanten Situation mit schwer abschätzbaren Tatbeständen und Kon- sequenzen auf eine Person bzw. ein Unternehmen verlässt. 949 Vertrauen reduziert damit die Umweltkomplexität und Ungewissheit und vermindert infolgedessen die Entscheidungsunsicherheit, 950 was somit Entscheidungssituationen vereinfacht. 951 Zahlreiche Autoren verstehen die mangelnde Kontrolle ebenfalls als wesentliches Element des Vertrauensbegriffs. 952 Der Vertrauensgeber befindet sich aufgrund von Informations- und Wissensdefiziten nicht in der Lage oder aber aufgrund ei- nes zu großen Aufwands nicht gewillt (Kontrollfähigkeit und Kontrollbereitschaft) zu überprüfen, ob das von ihm entgegengebrachte Vertrauen tatsächlich gerecht- fertigt ist. 953 Außerdem besteht Konsens darüber, dass Vertrauen einen zukunfts- orientierten Bezug hat, da der Zeitpunkt der Vertrauenshandlung und das Eintre- ten der Konsequenzen, die aus dem entgegengebrachten Vertrauen resultieren, grundsätzlich in der Zukunft liegen. 954 Dies bedeutet, dass der mit einer Enttäu- schung des Vertrauens verbundene Schaden den Vertrauensgeber erst später trifft als zu jener Zeit, in der er dem Vertrauensnehmer sein Vertrauen geschenkt hat. 955 Da Vertrauen eine Erwartungs-Einstellung des Vertrauensgebers verkörpert, weist es einen inhärenten Zukunftsbezug auf. 956 Schließlich gilt gleichfalls der Bezug zur Vergangenheit als konstitutives Merkmal des Vertrauens. Vertrauen basiert, auch wenn es sich auf die Zukunft richtet, gleichermaßen auf den direkten oder 947 Vgl. *eumann (2007), S. 2; Schramm-Klein (2003), S. 113; Crosby/Evans/Cowles (1990), S. 70. 948 Vgl. Mayer/Davis/Schoorman (1995), S. 725. 949 Vgl. Schramm-Klein (2003), S. 108; Petermann (1999), S. 437. 950 Vgl. *eumann (2007), S. 2; Wilke (2007), S. 12; Walgenbach (2006), S. 19; Diller (1996), S. 89; Morgen/Hunt (1994), S. 26. 951 Vgl. von Stenglin (2008), S. 65; Esch/Rutenberg (2006), S. 194; Schramm-Klein (2003), S. 113. 952 Vgl. Esch/Rutenberg (2006), S. 195; Ripperger (2003), S. 45; Schramm-Klein (2003), S. 108; Mayer/Davis/Schoorman (1995), S. 712. 953 Vgl. *eumann (2007), S. 23; Plötner (1995), S. 38. 954 Vgl. *eumann (2007), S. 22; Kirchgeorg/Lorbeer (2006), S. 442; Kasselbaum (2004), S. 11; Eggert (1999), S. 52; Ganesan (1994), S. 1. 955 Vgl. Plötner (1995), S. 38. 956 Vgl. Eggert (1999), S. 52. Wilke (2007), S. 13 stellt fest: „Die Unsicherheiten, die die Zu- kunft bereithält, werden durch Vertrauen auf ein erträgliches Maß gemindert.“

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