Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

3.2 Grundlagen der Kausalanalyse 105 Schließlich stellen Konstrukte höherer Ordnung die höchsten Anforderungen an die empirische Messung. 679 3.2 Grundlagen der Kausalanalyse Ausgehend vom Fokus des S-O-R-Ansatzes auf die intervenierenden Variablen und ihre Beziehungen zueinander erweist es sich als zielführend, insbesondere den Stellenwert des Modelldenkens zu beleuchten und die Methode der Kausalanalyse heranzuziehen. Bei Modellen handelt es sich um eine strukturierte, reduzierte und somit vereinfachte Abbildung eines Realitätsausschnitts. 680 Die Modellierung als Methode findet ihre Anwendung sowohl in Beschreibungs- wie auch in Entde- ckungs- und Begründungszusammenhängen. 681 Zweck einer modelltheoretischen Argumentation ist es, das wissenschaftliche Bemühen darauf zu konzentrieren, im Rahmen der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ein anwendungsbezogenes Ge- füge von Wirkungszusammenhängen zu entwickeln, um Erklärungen dafür zu fin- den, wie sich die Spenderbindung vollzieht. In dieser Arbeit sollen die Spenderbindung und ihre verhaltenswissenschaftlichen Determinanten mithilfe eines Kausalmodells erklärt werden. In der empirischen Marketingforschung hat es sich grundsätzlich durchgesetzt, hypothetische Kon- strukte durch kausalanalytische Methoden zu erfassen. 682 Insbesondere bietet sich ein Kausalmodell bei komplexen verhaltenswissenschaftlichen Themen an. 683 Die Kausalanalyse – häufig auch Strukturgleichungsanalyse genannt – untersucht mithilfe verschiedener Methoden den Einfluss exogener latenter Variablen (z. B. Spenderinvolvement) auf endogene latente Variablen (z. B. Spenderbindung). 684 Die Kausalanalyse ist ein strukturprüfendes Verfahren, das im Vorfeld sachlogisch fundierte Vorstellungen (Hypothesen) über die Wirkungsbeziehungen der Variab- len voraussetzt. 685 Die bereits angesprochene Besonderheit, dass sich kausale Be- ziehungen zwischen Konstrukten nicht direkt beobachten lassen, bedingt eine um- 679 Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 6. 680 Vgl. im Folgenden Irion (2007), S. 41 f. 681 Zum Entdeckungs- und Begründungszusammenhang vgl. Foscht/Swoboda (2007), S. 8. 682 Vgl. Huber u. a. (2007), S. 1; Eberl (2006), S. 651; Hildebrandt/Temme (2006), S. 618. 683 Vgl. Schilke (2007), S. 134; Panten (2005), S. 211; Homburg/Baumgartner (1995 b), S. 1097. 684 Vgl. Buch (2007), S. 7; Hildebrandt/Görz (1999), S. 2. 685 Vgl. Jaritz (2008), S. 151; Buch (2007), S. 4; Jahn (2007), S. 2; Hildebrandt (2004), S. 543; Ringle (2004 b), S. 7 f.; Riekeberg (2002 a), S. 805 f.; Riekeberg (2002 b), S. 939.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY5