Doktorarbeit von Prof. Dr. Julia Naskrent

98 3 Grundlagen der empirischen Messung verhaltenswissenschaftlicher Determinanten rem hohes Maß an Sorgfalt sowohl bei der inhaltlichen Konstruktabgrenzung als auch bei der Identifizierung aller wesentlichen formativen Items erfordert. 645 Diese Leistung erscheint in Anbetracht der wenigen Studien auf dem Forschungsgebiet sehr fragwürdig. Somit erweist es sich aus inhaltlicher Sicht als sinnvoll, reflektive Operationalisierungen der Konstrukte in Kapitel 4 zu forcieren. Ein weiterer Gesichtspunkt spricht für diese Vorgehensweise: Die mögliche Un- korreliertheit formativer Items erschwert die Gütebeurteilung der Konstrukte . Traditionelle und etablierte Methoden, die auf der Korrelation der Items beruhen, greifen bei formativ operationalisierten Konstrukten nicht. 646 Die Beurteilung von formativen Konstrukten lässt sich daher als wenig ausgereift und unvollkommen bewerten. 647 Das Fehlen von etablierten, quantifizierbaren Qualitätsstandards im Falle formativer Messmodelle kann zu Willkür führen. Folglich empfiehlt die Lite- ratur stellenweise, reflektive Items zu entwickeln und formative Items spärlich und mit entsprechendem Bedacht einzusetzen. 648 Reflektive Items entsprechen auch deswegen den Bedürfnissen der Marketingforschung, weil sie Messfehler berück- sichtigen. 649 Außerdem stellen reflektive Messmodelle bislang die gebräuchlichs- te Form der Items in der empirischen Forschung dar. 650 Aus diesen Gründen sollen in dieser Arbeit die Konstrukte reflektiv operationali- siert werden. Die Umsetzung zeigt Kapitel 4 auf. Diese Entscheidung gilt jedoch nur für einfache, d. h. eindimensionale Konstrukte. Im nächsten Kapitel steht eine weitere Besonderheit bei der Messung von Konstrukten im Vordergrund: Kon- strukte höherer Ordnung. Auch hier spielen Überlegungen zur Spezifikation hin- sichtlich einer möglichen formativen bzw. reflektiven Konstruktion eine Rolle. 645 Vgl. Jaritz (2008), S. 108; Homburg/Klarmann (2006), S. 732; Götz/Liehr-Gobbers (2004), S. 719; Rossiter (2002), S. 308. 646 Vgl. Eberl (2006), S. 652; Fassott (2006), S. 83; Hildebrandt/Temme (2006), S. 621; Huber u. a. (2005), S. 34; Zinnbauer/Eberl (2005), S. 567; Zinnbauer/Eberl (2004), S. 5; Rossiter (2002), S. 307 f. 647 Vgl. Huber u. a. (2005), S. 24; Panten (2005), S. 236; Zinnbauer/Eberl (2005), S. 569; Zinnbauer/Eberl (2004), S. 9. 648 Vgl. Homburg/Klarmann (2006), S. 731. 649 Vgl. *ießing (2006), S. 118; Homburg/Giering (1996), S. 6. 650 Vgl. Fassott (2006), S. 76; Diamantopoulos/Winklhofer (2001), S. 270; Hom- burg/Giering (1996), S. 6.

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